Berufliche Neuorientierung: Mit diesem 5 Schritte-Erfolgs-Fahrplan gelingt es

Eine berufliche Neuorientierung ist unrealistisch und nicht realisierbar? Wirklich? Nein! Mit der richtigen Strategie und einem hilfreichen Mindset ist dein beruflicher Neustart möglich. Ich zeige hier die 5 Schritte auf, wie du dir den Job angelst, der wirklich zu dir passt. 

Berufliche Neuorientierung

Was ist eigentlich eine berufliche Neuorientierung?

Lass uns mal kurz klären, dass wir über das Gleiche sprechen.

Was eine berufliche Neuorientierung für mich NICHT bedeutet, ist eine Bewerbung im gleichen Berufsfeld bei dem direkten Wettbewerb. Wenn also dein Tätigkeitsbereich und die Branche gleich bleiben. Das ist ein einfacher Bewerbungsprozess.

Wie das Wort „Neu“ schon sagt, heißt eine berufliche Neuorientierung für mich, dass sich etwas ändert.

  • Das kann sein, dass du etwas ähnliches machst, wie bisher, nur in einer neuen Branche (neues Umfeld).
  • Oder du wechselst die Abteilung und die Tätigkeiten in deiner Branche (neues Aufgabenfeld).
  • Oder du wirfst alles über den Haufen und startest eine ganz neue Karriere (alles neu).

Beispiele für berufliche Neuanfänge:

  • Du bist Kundenberater im Bereich Sportartikel und wechselst als Kundenberater in den Bereich Medizintechnik (neue Branche).
  • Du bist Dozent für Mathematik an der Uni und suchst dir einen neuen Job als Programmierer an der Uni (neues Aufgabenfeld).
  • Du arbeitest im HR Umfeld und startest eine Selbstständigkeit als Karriere-Coach (alles neu).
  • Du kündigst deinen Angestelltenjob und baust dir ein Online Business in deinem Kompetenzbereich (z.B. Marketing, Recht, Medizin, HR, etc.) auf (alles neu).
  • Du eröffnest ein Café (Sorry, ich konnte nicht anders. Der Klassiker 😉 Für die meisten ist und bleibt das ein Luftschloss).

Willst du wissen, wie attraktiv du für Arbeitgeber bist?

Dann mach den Selbsttest „Wie attraktiv bist du für potentielle Arbeitgeber?“ und sichere dir gleichzeitig meine regelmäßigen MONTAGS GERNE AUFSTEHEN Impulse. Für mehr Lust statt Frust im Job.

Keinen Spam – versprochen – und jederzeit wieder abmeldebar.

Warum überhaupt eine berufliche Neuorientierung?

  • Du hast keine Lust mehr auf deinen Job? Du findest ihn todlangweilig oder bist überfordert, du siehst keinen Sinn darin oder dir ist das Umfeld zuwider?
  • Vielleicht kommt der Druck auch von außen und dein Arbeitgeber setzt dir die Pistole auf die Brust? Eine drohende Kündigung schwebt wie ein Damoklesschwert über dir?
  • Oder die Digitalisierung und Automation nagt an deinem Sessel und zeigt dir auf, dass es Zeit für neue Wege ist?

Was glaubst du, wird passieren, wenn du diese Unzufriedenheiten und Unsicherheiten auf Dauer ignorierst?

Ich sage dir, was meistens passiert:

  • Du setzt dich selbst unter Druck, dein Selbstvertrauen schwindet, du fühlst dich zunehmend schlecht.
  • Du wartest solange, bis jemand anderes dir die Entscheidung abnimmt und du arbeitslos bist.
  • Deine Gesundheit, deine Beziehungen und deine gesamte Lebensqualität leiden massiv.
  • Wenn es ganz Dicke kommt, wirst du krank, bekommst vielleicht ein Erschöpfungssyndrom oder einen Burnout.

Nicht so schöne Aussichten oder?

Aber du hast ja die Wahl.

Reagierst du wie die meisten da draußen?

  • Du schimpfst, schiebst die Verantwortung auf andere.
  • Du findest, dass früher alles besser war, leidest still oder auch lautstark vor dich hin und reibst dich weiter auf?

Getreu dem Motto:

Wenn du den Kopf in den Sand steckst, siehst du das Elend nicht. 😉

Ich hoffe, dass du hier bist, weil du findest, dass es genug ist. Genug der Unzufriedenheit!

Dass du dich mutig und offen mit dir und deinen Möglichkeiten auseinandersetzen und deine Unzufriedenheit angehen möchtest.

Du liest noch? Prima, dann lass uns es angehen!

Es gibt IMMER einen Ausweg. Nichts ist ausweglos!

Grundsatzentscheidung: Macht eine berufliche Neuorientierung Sinn?

Wenn du unzufrieden im Job bist, hast du bestimmt schon mal aus lauter Verzweiflung und Trotz gedacht: „So, es reicht mir jetzt, ich kündige.“

Das steht dir natürlich frei, das zu tun.Jedoch: Wenn du die Ursachen für deine Unzufriedenheit nicht vorher abgeklärt hast, ist die Wahrscheinlichkeit recht groß, dass dir das Gleiche im neuen Job wieder begegnet.

Wie jetzt, Anja? Schlimmer kann es doch nicht mehr werden! Warum sollte ein Jobwechsel nichts bringen?

Weil unsere Probleme häufig mit uns selbst zu tun haben – logisch, mit wem denn auch sonst ;-).

Und weil es bei einigen Problemen überhaupt nichts bringt, den Job zu wechseln, da uns die Probleme im nächsten Job einfach wieder einholen werden.

Weil du Teil oder Ursache des Probleme bist.  Und weil du dich selbst nicht an der Firmen-Garderobe abgibst.

Ein paar Beispiele gefällig?

  • Wenn du viel zu viel arbeitest, hat das etwas mit der Fähigkeit dich abgrenzen zu können zu tun, ggf. mit mangelndem Selbstwert oder auch mit unzureichendem Selbstmanagement.
  • Wenn du gemobbt wirst und du setzt dich nicht zur Wehr, hat das etwas mit deinem Selbstwert und mit der Fähigkeit zum Grenzensetzen zu tun.
  • Wenn dir die Komplexität und die Schnelligkeit zu schaffen machen, kann es sein, dass du auch das im neuen Job wiederfindest.
  • Wenn du starken Wert auf Lob und Anerkennung legst, hat das u.U. auch mit mangelndem Selbstwert zu tun.
  • und vieles mehr…

Also, von welcher Grundsatzentscheidung spreche ich hier?

Es geht um die Entscheidung: Kündigen oder Bleiben?

Macht es Sinn zu kündigen oder gilt es, an dir, deinem Verhalten, deiner Haltung, deinem Selbstwert zu arbeiten.

Vor einer Kündigung rate ich daher, ganz genau hinzuschauen und zu verstehen, welche eigenen Anteile du hast.

Natürlich kann deine Unzufriedenheit auch systembedingt sein.

Wenn du z.B. im Öffentlichen Dienst arbeitest, hast du festere Strukturen als in der Selbstständigkeit. Wenn du keine Vorgaben magst und einen großen Gestaltungsspielraum brauchst, ist die Frage, ob du im richtigen System bist.

Manchmal hat deine Unzufriedenheit auch etwas mit deinem Arbeitgeber zu tun.

Herrscht ein starkes Konkurrenzdenken und eine negative Stimmung im Unternehmen vor? Hier stellt sich natürlich die Frage, ob ein einfacher Wechsel des Arbeitgebers schon Erleichterung verschaffen könnte.

Am Anfang steht also eine Grundsatzentscheidung an:

  • Kannst du in deinem aktuellen Job bleiben und kannst du etwas selbst verändern?
  • Oder musst du kündigen, um zukünftig zufrieden zu sein? Wird eine Kündigung deine Situation dauerhaft verändern?

Die 3 größten Hürden bei der beruflichen Neuorientierung

5-Schritte-Erfolgs-Fahrplan für deine berufliche Neuorientierung

Wenn du die Grundsatzentscheidung getroffen hast, deinen Job zu kündigen, hast du hier einen bewährten Plan.

Schritt #1 Standortbestimmung: Verstehe dein Problem

Im ersten Schritt heißt es: Zurück auf Los.

Werde dir deines Problems bewusst und verstehe es auf einer tieferen Ebene.

Wie ich bereits oben im Punkt 3 unter der Grundsatzentscheidung geschrieben habe, solltest du dir klar werden, was alles genau deine Unzufriedenheit ausmacht.

  • Warum bist du unglücklich in deinem Job?
  • Was willst du auf keinen Fall mehr?
  • Wovon willst du weg?

Wenn du selbst etwas an deinem Verhalten verändern kannst, geh es an! Die Gründe dafür habe ich dir oben schon genannt.

Jetzt solltest du klären, wie groß deine Veränderung sein soll.

  • Willst du andere Tätigkeiten, ein anderes Aufgabenfeld?
  • Möchtest du raus aus dem systembedingten Umfeld?
  • Brauchst du andere Rahmenbedingungen beim Arbeitgeber?
  • Wovon willst du weg?

Schritt #2 Anforderungen definieren: Was willst du stattdessen?

Wie sieht denn ein guter Job für dich aus?

Diese Fragen helfen dir dabei:

  • Wenn du dir deine Unzufriedenheits-Faktoren genau anschaust, was sagt das darüber aus, was du brauchst? Kannst du es umdrehen und Ziele daraus ableiten?
  • Welche Kompetenzen (Fähigkeiten, Fertigkeiten, Erfahrungen, Wissen) sind schon da? Auf was kannst du zurückgreifen. Kleiner Tipp: Es ist meistens viel mehr als du denkst. Jede Wette, da kommt eine Menge zusammen.
  • Was davon macht dir wirklich Spaß und was willst du nutzen? Was davon wäre ein fauler Kompromiss?
  • Was tust du sonst noch gern und würdest es gern tun, wenn du es könntest?
  • Was würdest du tun, wenn du nicht scheitern könntest?
  • In welcher Branche möchtest du arbeiten? Wofür interessierst du dich?
  • Wie sieht ein Umfeld aus, das dich wachsen lässt?
  • Wie soll deine Arbeitsumgebung aussehen? Welche Leute umgeben dich?
  • Wie flexibel sollen Arbeitsorte und -zeiten sein?
  • Was willst du verdienen?
  • Welche Rahmenbedingungen sind dir sonst noch wichtig?
  • Was motiviert dich? Was lässt dich morgens aufstehen?
  • Welche Werte brauchst du im beruflichen Kontext? Was ist dir wichtig?
  • Schreib alles auf. An dieser Stelle ist Träumen erwünscht.

Male dir ein möglichst schönes Zielbild von deinem Traumberuf.

Schritt #3 Entwicklung von Job-Ideen

Aus deinen obigen Antworten brauchst du jetzt deine Lieblingstätigkeiten und Interessen.

Es geht jetzt um die Entwicklung von Job-Ideen.

Hast du schon eine erste Idee? Wunderbar. Schreib sie auf!

Häufig braucht es an dieser Stelle eine große Portion Gehirnschmalz. Und zwar der kreativen Sorte.

Schreib in die Mitte eines Blattes 1-3 Tätigkeiten, die sich ähneln. Oder du nimmst ein Interesse, was du beruflich nutzen möchtest.

Jetzt assoziiere in Form einer Mindmap (wenn du das nicht kennst, schau mal hier) mit den Tätigkeiten oder dem Interesse berufliche Tätigkeiten.

  1. Was könntest du mit diesem Interesse/Tätigkeit beruflich machen?
  2. Welche Unternehmen fallen dir ein?
  3. Wen kennst du, der etwas in die Richtung macht?
  4. Wer könnte einen Nutzen von der Tätigkeit haben? Zielgruppe/Produkt?

Lass deiner Fantasie und Kreativität freien Lauf. Entwickle auch verrückte Ideen.

Und Achtung: Keine Bewertung an dieser Stelle. Du beschränkst sonst deine Kreativität.

Mehr Infos hierzu findest du im Artikel Unglücklich im Job, aber keine Alternative? So kommst du da raus!

Schritt #4 Informationsgewinnung und Testing

Wenn du – möglichst viele – Ideen gesammelt hast, lass sie am besten mal ein paar Tage unangetastet liegen. Und dann widme dich ihnen noch mal. Vielleicht fällt dir noch etwas ein? Manchmal tut ein bisschen Abstand gut.

Dann nimmst du die Ideen und bewertest sie erst mal nach Attraktivität.

Kreise die Ideen ein, die du attraktiv findest! Die sich gut anhören.

Ist dir schon etwas aufgefallen? Ich spreche hier immer noch nicht von Machbarkeit!

Lass das bei deiner Bewertung unbedingt außen vor. Das kannst es zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht beurteilen. Das kommt später.

Diese Ideen willst du jetzt näher beleuchten.

Als erstes geht es darum, möglichst viel darüber herauszufinden.

Folgende Fragen können dich dabei leiten:

  • Was wirst du dann voraussichtlich tun? Gefällt dir das?
  • Wie sehen dein Arbeitsumfeld und deine Arbeitszeiten voraussichtlich aus? Gefällt dir das?
  • In welchen Unternehmensformen wirst du dann voraussichtlich arbeiten (angestellt in kleinen und mittleren Unternehmen, Konzern, selbstständig, Öffentlicher Dienst…)
  • Welche Kompetenzen bringst du schon mit? Was musst du noch lernen? Wie ginge das?
  • Kannst du der Arbeit Sinn geben? Könnte dich die Arbeit erfüllen?
  • Was kannst du verdienen? Was sind Entwicklungsmöglichkeiten?
  • Was fällt dir noch positiv auf?
  • Welche Bedenken hast du? Wie kannst du sie entkräften?
  • Welche Konsequenzen hast du zu tragen? Welchen Preis zahlst du dafür?

Das Prototyping – überprüfe und teste deine Ideen

Nach der Informationsgewinnung tust du wirklich gut daran, die Ideen auch noch mal in der Praxis zu überprüfen.

Eine Möglichkeit ist immer, mit anderen Menschen, die diesen Beruf schon ausüben, zu sprechen. Stelle ihnen gute Fragen darüber, wie ihr Job aussieht. Komm ins Gespräch und spüre in dich rein, wie sich das für dich anfühlt.

Eine noch bessere Möglichkeit ist es, sich das selbst anzuschauen.

Hospitiere mal mindestens einen Tag. Oder noch besser:  Du machst ein mehrtägiges/mehrwöchiges Praktikum.

Klar, manchmal geht das nicht.

Jedoch: Je radikaler deine Veränderung, umso eher ist ein längeres Praktikum „ein Muss“.

Bevor du die „all-in-Strategie“ fährst, macht es nämlich Sinn, deine Pläne vorab auf Herz und Nieren zu überprüfen.

Um auf das Café Beispiel von oben zurückzukommen:

Wir malen uns häufig in rosaroten Farben ein Bild, was nicht der Realität entspricht. Ein Café: wie romantisch!

Ich habe über 10 Jahre nebenberuflich in der Gastronomie gearbeitet. Und ich sage dir, dass die romantisch verklärte Sicht auf das kleine, süße Straßencafé auf den Prüfstand sollte, bevor du den Kreditvertrag unterschreibst oder Omas Erbe auf den Kopf haust.) 😉

Also, geh raus, sprich mit Menschen und teste deine Annahmen in der Praxis.

Übrigens: Xing oder LinkedIn sind da prima Helfer, um mit Menschen in Kontakt zu kommen.

Schritt #5 Entscheidung und Umsetzung

Hast du alles ausreichend geprüft und Informationen gesammelt?

Dann kommt jetzt das „Butter bei die Fische“, wie wir Norddeutschen sagen.

Bewerte deine Idee jetzt auf einer Skala von 0-10. Wie attraktiv erscheint dir das nun nach deiner Recherche und deinem Testing?

Kannst du schon eine Entscheidung treffen?

Wenn ja, tu es. Durch das Warten und Aufschieben wird es nicht einfacher!

Wenn nein, gehe einen Schritt zurück.

  • Fehlen dir noch Informationen? Gibt es noch etwas zu klären? Hast du etwas übersehen?
  • Welche Bedenken hast du noch? Wovor hast du Angst? Was könnte schlimmstenfalls passieren?

Schau dir deine Ängste genau an. Was wollen sie dir sagen? Was steht hinter der Angst?

Häufig verschwinden oder minimieren sich die Ängste, wenn du sie dir im Detail anschaust. Und meistens wird ein Elefant dann zu einer Mücke.

Sind alle Argumente gleich stark, d.h. spricht nichts wirklich für oder gegen eine Alternative?

Dann ist es auch egal, was du tust. Das ist das Los von schweren Entscheidung. Die Vor- und Nachteile sind auf beiden Seiten gleich stark.

Das Schlimmste, was du machen kannst, ist gar keine Entscheidung zu treffen und wie in Schockstarre zu verharren.

Die Buddhisten sagen, dass die Ursache für Leiden das Festhalten an Dingen ist.

Wenn du noch nicht loslassen kannst, entscheide dich lieber ganz bewusst für das Bleiben in deinem jetzigen Job.

Besser als die Entscheidung immer vor sich her zu schieben, ist das allemal, weil du wenigstens eine bewusste Entscheidung triffst. Mit allen Konsequenzen. Du übernimmst Verantwortung.

Was du in diesem Fall allerdings machen solltest: Ändere etwas! Verhandele Arbeitszeiten oder -orte, Tätigkeiten oder dein Gehalt neu. Oder was auch immer deine Unzufriedenheit ausmacht.

Und ändere ggf. auch dein Verhalten oder deine Überzeugungen.

Wenn jedoch deine Entscheidung für einen neuen Job gefallen ist, dann geh am besten sofort in Umsetzung:

  • Was sind die ersten Schritte, die du tun musst?
  • Was kommt danach?
  • Was ist noch zu klären?
  • Welche Auswirkungen hat das für andere Betroffene?
  • Wer ist ins Boot zu holen?

Klär die notwendigen Dinge und komm sofort in die Umsetzung. Mach deinen ersten Schritt innerhalb von max. 72 Stunden. Nicht später.

Berufliche Neuorientierung ist ein agiles Projekt

Eine berufliche Neuorientierung ist wie ein Projekt: Mit einem Anfang und einem Ende – dem neuen Job!

Überlege dir, wann du starten möchtest und wann du gern angekommen sein möchtest in deinen neuen Job. Das gibt dir ein bisschen Orientierung.

Ein beruflicher Neuanfang dauert in der Regel zwischen drei Monaten bis hin zu mehreren Jahren – je nachdem wo du gerade stehst und wo du hin möchtest.

Wenn du noch mal von vorn mit einer Ausbildung oder einem Studium starten möchtest, sind zwei bis drei Jahre realistisch.

Das Projekt berufliche Neuorientierung ist häufig komplex und du solltest dabei einiges bedenken.

Struktur und Planung machen daher viel Sinn.

Überblicken kannst du das am besten, wenn du dir Notizen machst und nicht versuchst,  alles im Kopf zu lösen. Gedanken sind flüchtig. Du sicherst deine Gedanken und Erkenntnisgewinne durch das Aufschreiben.

Außerdem hilft das Schreiben beim Reflektieren. Du kannst viel leichter etwas denken, was Blödsinn ist, als es zu notieren!

Am besten funktioniert deine berufliche Neuorientierung, wenn du sie als agilen Prozess betrachtest.

Was meinst du damit, Anja?

Agil zu arbeiten, heißt Veränderungen immer wieder neu in den Prozess einzubeziehen und für das bestmögliche Ergebnis zu nutzen.

Dabei wirst du viele iterative Schleifen drehen.

Das heißt, du wirst die Schritte 1 bis 5 sehr wahrscheinlich nicht linear durchlaufen, sondern manche Schritte wiederholen.

Du wirst vielleicht etwas neu reflektieren, neu entwickeln, immer wieder neu testen, verwerfen, wieder bei Schritt 2 beginnen, …..

Ich nutze dazu in der Arbeit mit meinen Klienten den Design Thinking Prozess, den ich oben mit den einzelnen Schritten beschrieben habe. Im Design Thinking legst du großen Wert auf das Testing deiner Ideen.

Wenn du den Prozess der beruflichen Neuorientierung als agil begreifst, weißt du auch, dass du manchmal zurückgeworfen wirst und siehst das als normal und notwendig für ein gutes Ergebnis an.

Es gehört einfach dazu, dass du dich irrst, einen falschen Weg einschlägst, falsche Annahmen über Berufe hast, Wünsche auf Belastbarkeit überprüfst und so weiter.

Es ist normal! Es muss so sein!

Eine alte Zen-Weisheit sagt:

„Der Weg entsteht unter deinen Füßen.“

Also, fang an. Du kannst eh nicht alles richtig machen und im Vorwege wissen.

Was sind typische Hürden und Ängste bei einer beruflichen Neuorientierung?

1. „Was, wenn ich dann weniger verdiene oder arbeitslos bin?“

Die wohl größte Hürde ist die Angst vor dem finanziellen Abstieg oder Ruin.

Ob mit 30, 40 oder 50 Jahren – das beschäftigt jedes Lebensalter.

Ich kann die Sorge gut verstehen und gleichzeitig erweist sie sich in den meisten Fällen als unbegründet, wenn du eine neues berufliches Ziel vor Augen hast.

Die von uns Deutschen so viel beschworene Existenzangst sorgt nämlich dafür, dass wir uns nicht bewegen und lieber kreuzunglücklich in unserem Job verharren.

(By the way: Ich finde das Wort in seiner Zusammensetzung so absurd, dass ich darüber einen eigenen Artikel schreiben könnte. Wieso hängt unsere Existenz am Geld? Der Gedanke ist doch verrückt, oder? 😳)

Meistens machen wir aus einer Mücke einen Elefanten.

Wenn du dir wirklich mit einem kühlen Kopf anschaust, was es bedeutet, wenn du dir einen neuen Job suchst, wirst du feststellen, dass du in vielen Fällen nicht schlechter da stehst als vorher.

Und wenn doch, ist es eine Frage der Priorität, was dir wichtiger ist: deine Zufriedenheit oder die vermeintliche Sicherheit eines gut gefüllten Bankkontos?

Meistens hilft die Frage: Wie kannst du gutes Geld verdienen UND beruflich zufrieden sein. Beides kann und darf zusammengehen!

2. „Wer sagt denn, dass danach alles besser wird?“

Eine weitere große Angst ist, dass in dem neuen Job dasselbe in grün auf dich wartet.

Ja, natürlich, das kann passieren. Vor allem, wenn du dich nicht mit Schritt #1 auseinander gesetzt hast und nicht weißt, was du selbst ändern solltest.

Oder wenn du deine Job-Ideen nicht genügend getestet und auf falsche Vorannahmen überprüft hast.

Deshalb ist der Schritt #4 auch so wichtig und essentiell.

3. „Ich bin zu alt für einen Neuanfang.“

Das ist eine weitere Hürde, die du zu nehmen hast.

Und ich sage dir: Egal in welchem Alter du gerade bist: Du bist immer lernfähig. Du kannst zu jeder Zeit etwas Neues beginnen.

Natürlich ist es häufig einfacher mit 30 als mit Anfang 60. Und dennoch:

Eine berufliche Neuorientierung ist in jedem Alter möglich!

4. „Ich kann ja nix anderes.“

Ja, ja, ich weiß, du kannst nichts Besonderes. Ich höre das eigentlich fast immer.

Bei genauer Betrachtung aber ergibt sich dann schnell ein anderes Bild.

Es ist immer wieder erstaunlich, welche Kompetenzen du hast, wenn du da mal wirklich wohlwollend draufschaust und die Brille deines jetzigen Jobs einfach mal ablegst.

Dann entstehen nämlich plötzlich ganz viele wertvolle Fähigkeiten und Fertigkeiten, die du auch in anderen Bereichen wunderbar nutzen und übertragen kannst.

Du brauchst auch hier einen Perspektivwechsel und den Blick für Möglichkeiten.

Berufliche Neuorientierung mit 30, 40 oder 50 Jahren

Macht es eigentlich einen Unterschied, wie alt du bist, wenn du dich beruflich neu aufstellen möchtest?

Meiner Meinung nach bleibt es zu jedem Zeitpunkt eine Herausforderung, egal wie alt oder jung du bist. Es ist einfach eine große Veränderung und die bringt immer Unsicherheit mit sich. Das ist total normal.

Allerdings gibt es gibt es schon ein paar andere Herausforderungen, je nachdem in welcher Lebensphase du bist.

Mit 30 bist du in der typischen „Sturm und Drang-Phase“. Du hast in der Regel schon ein paar Jahre gearbeitet und stellst vielleicht nun fest, dass der Beruf wenig mit dir und deinen Wünschen zu tun hat.

Was 30-Jährige häufig beschäftigt, ist folgendes:

  • „Ich kann doch nicht, nachdem ich jetzt diese Ausbildung/das Studium absolviert habe, alles hinwerfen und neu anfangen? Was würden meine Eltern/Freunde etc. dazu sagen?“
  • „Ich habe doch gerade erst angefangen, jetzt kann ich doch nicht schon wieder bei Null beginnen.“
  • „Ich möchte bald eine Familie gründen. Jetzt muss ich doch langsam mal richtig durchstarten.“

40-Jährige dagegen beschäftigen sich häufiger mit folgenden Fragen:

  • „Ich habe gerade eine Familie gegründet und muss das Eigenheim abbezahlen. Wie soll das gehen?“
  • „Wie soll ich das meiner Frau/meinem Mann/meiner Familie sagen? Sie werden dafür kein Verständnis haben.“

50-Jährige haben häufig diese Ängste:

  • „Jetzt habe ich 30 Jahre dasselbe gemacht. Ich kann doch gar nicht anderes mehr.“
  • „Und überhaupt mit 50 gehöre ich schon zum „alten Eisen“. Wer soll mich denn noch einstellen?“

Und erkennst du dich irgendwo wieder?

Egal in welcher Lebensphase du bist: Es gibt immer Argumente, die dagegen sprechen, noch mal neu durchzustarten.

Und es gibt gleichzeitig auch einiges, das dafür spricht. Dass du dich und dein Bedürfnis, ein erfüllendes Berufsleben zu haben, ernst nimmst.

Hier sind ein paar Beispiele:

  1. Berufliche Neuorientierung mit 30: So hat Tim es geschafft
  2. Berufliche Neuorientierung mit 50: Ronalds kalter Sprung in eine neue Selbstständigkeit

Checkliste für deine berufliche Neuorientierung

Dies ist eine kleine Zusammenfassung der obigen Punkte. Es umfasst die wichtigsten Ideen  und Denkanstöße, die dir helfen können, alles wichtige im Blick zu behalten:

  • Die besten Gründe: fehlende Perspektiven und keine Entwicklungsmöglichkeiten, Angst um deinen Job aufgrund der Auswirkungen der Digitalisierung und Automatisierung oder auch mangelhafter Managemententscheidungen, „vergiftetes“ Unternehmensklima, unzumutbarer Druck oder absolut nicht zu bewältigende Arbeitsmenge, Langeweile aufgrund von dauerhaft unterfordernden Tätigkeiten, deine körperliche und seelische Gesundheit
  • Die schlechtesten Gründe: Konflikte mit Kollegen, nerviger Chef, eine kurze schlechte Phase, zu viel zu tun, einige langweilige Tätigkeiten
  • Mach eine umfangreiche Bestandsaufnahme deiner Unzufriedenheit und finde deine eigenen Anteile daran heraus, bevor du die Zelte abbrichst.
  • Schau, ob du etwas in deinem jetzigen Job verändern kannst. 
  • Mach lieber keine „Hauruck-Aktion“, sondern geh reflektiert und mit Zeit da ran.
  • Beziehe auch dein Privatleben in deine beruflichen Pläne mit ein.
  • Teste und überprüfe deine neuen Job-Ideen (Siehe Schritt #4)
  • Knüpfe Kontakte (Veranstaltung, Social Media) und nutze dein persönliches und berufliches Netzwerk
  • Sieh die berufliche Neuorientierung als iterativen Prozess an, der eigentlich nie abgeschlossen ist.
  • Gehe mit einer neugierigen, offenen Haltung an den Prozess und an deine Ängste ran und versuche sie aufzulösen.
  • Suche nach Lösungen, nicht nach Problemen!
  • Beziehe dein Umfeld mit ein und suche dir gute Unterstützer. 
  • Betrachte die finanziellen Ängste und Sorgen mit einem kühlen Kopf und schaue nach Möglichkeiten.
  • Und das Wichtigste: Nimm dich selbst ernst! 

Willst du wissen, wie attraktiv du für potentielle Arbeitgeber bist?

Dann melde dich hier zu den regelmäßigen MOGA Impulsen an und erhalte Zugang zum Selbsttest „Wie attraktiv bist du für Arbeitgeber?“.

Keinen Spam – versprochen – und jederzeit wieder abmeldebar.

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben

Das könnte dich auch interessieren

Back to the roots
Beruflicher Umstieg „Back to the roots“ – Gespräch mit Astrid Hassenbach

Dich beschäftigt die berufliche Neuorientierung? Du möchtest endlich raus aus deinem Job? Astrid hat genau das geschafft und zwar getreu dem Motto „Back tot he roots“! Lass dich inspirieren.

Future Skills
Future Skills – So nutzt du sie für eine berufliche Neuorientierung

Hast du schon mal von den sogenannten Future Skills gehört? Heute starte ich mit Folge 1 einer Podcastreihe zu genau diesem Thema. Erfahre, welche Kompetenzen dich beruflich zukunftsfähig machen!

Angst den Job zu wechseln
Mit Prototyping die Angst, den Job zu wechseln, überwinden

Trägst du dich mit dem Gedanken, dir einen neuen Job zu suchen, hast aber Angst, den Job zu wechseln? Genau hier setzt das Prototyping an – und kann dir deine Ängste nehmen!