Entscheidungen treffen: Was ist das Geheimnis guter Entscheidungen

Warum fällt es dir so schwer, gute Entscheidungen zu treffen?

Lass uns mal das Wort „ent-scheiden“ genauer unter die Lupe nehmen. Da steckt drin, dass du dich „scheiden“ musst. Etwas hinter dir lassen und aufgeben musst.

Entscheidungen treffen

Warum fällt es dir so schwer, gute Entscheidungen zu treffen?

Auf der einen Seite gibt es ganz leichte Entscheidungen, wie ob du bei Regen lieber zu Fuß gehst oder das Auto nimmst.

Oder ob du lieber eine Pepsi oder Coca-Cola kaufst 😉

Bei leichten Entscheidungen überwiegen klar die Vorteile oder die Entscheidung ist zu banal, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen.

Und dann gibt es die schweren Brocken.

Eine echte Ent-Scheidung bedeutet nämlich immer einen richtigen Cut im Leben.

Eine echte Entscheidung bedeutet, dass du dich von etwas „scheidest“ – wie ja auch im Wort schon drinsteckt.

Du lässt dann etwas hinter dir. Lässt los.

Ein Beispiel für eine echte Entscheidung, wenn du unzufrieden im Job bist, wäre dass du eine berufliche Neuorientierung aktiv angehst.

Du lässt Altes, vielleicht sogar Bewährtes, hinter dir und betrittst jetzt Neuland.

Und das Neuland kennst du in der Regel noch nicht so genau. Du weißt noch nicht genau, wie es sich anfühlen wird. Wie sich die Dinge entwickeln werden. Ob du zufrieden sein wirst. Ob es hinterher besser oder vielleicht doch schlechter ist.

Und das ist auch schon der Grund, warum dir das Entscheiden häufig so schwerfällt.

Wenn du eine echte, wirkliche Entscheidung triffst – also nicht nur, ob du heute die blaue oder die schwarze Jeans anziehst – dann hast du es mit einer großen Portion Unsicherheit zu tun.

Und die macht dir häufig Angst.

Das nachfolgende Wissen hilft dir, bessere Entscheidungen zu treffen:

Manchmal hilft es bei Veränderungen, wenn du die dahinterliegende Prozesse verstehst.

Deshalb möchte ich dir ein bisschen Wissen hier vermitteln. Keine Angst, ich mache keine:n Neurowissenschaftler:in aus dir. Ich bleibe ganz bei der Praxistauglichkeit.

Dein Gehirn verarbeitet auf der einen Seite Fakten.

Und auf der anderen Seite entstehen im Gehirn auch deine Emotionen (Und nein, die Emotionen entstehen nicht im Bauch, wie viele immer noch denken 😉 )

Und diese Emotionen spürst du dann im Körper in Form von Körpersignalen.

Viele Menschen denken, dass sie rein rational entscheiden.

Besonders Männer behaupten gern, sie seien analytische Entscheider.

Aber: Bei allen Entscheidungen leiten dich zu einem viel größeren Teil deine unbewussten Bedürfnisse und Wünsche. Weil es aber unbewusst abläuft, merkst du das logischerweise nicht.

Das Unbewusste speicherst du in Form von Emotionen und Körperempfindungen im emotionalen Erfahrungsgedächtnis.

Das Wissen, was du dort speicherst, ist gelernt. Und da du deine ganz individuellen Erfahrungen abspeicherst, sieht dein emotionales Erfahrungsgedächtnis anders aus als meins.

Ist doch logisch oder?

Warum erzählst du mir das?

Was hat das mit dem Thema Entscheidungen treffen zu tun, Anja?

Lass uns am Beispiel arbeiten:

Stell dir vor, du hast gelernt, dass es besser ist, sich immer zurückzunehmen und anderen den Vortritt zu lassen.

Du machst deiner Familie alles recht, machst Überstunden, um alles zu erledigen und am Ende des Tages telefonierst du noch zwei Stunden mit deiner Freundin, weil es ihr doch so schlecht geht.

Dieses Verhalten wird im emotionalen Erfahrungsgedächtnis abgelegt.

Wenn ich dir jetzt sage, nimm dir mal eine Auszeit über ein verlängertes Wochenende nur für dich, kannst du das rational – also mit deinem Verstand – nachvollziehen und denkst vielleicht: Ja, das habe ich eigentlich auch mal verdient.

Allerdings meldet sich dann dein emotionales Erfahrungsgedächtnis zu Wort und schickt dir eine Warnung.

Ein negatives Gefühl stellt sich ein, weil du das ja sonst nicht tust. Das negative Gefühl ist dann vielleicht dein schlechtes Gewissen: Das tut man nicht…

Sprich: du wirst aller Wahrscheinlichkeit nach nicht ins Wochenende fahren. Es sei denn, du hast gelernt, wie du damit umgehen kannst. Dazu später mehr.

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Was ist denn nun das Geheimnis von guten Entscheidungen?

Früher ging man davon aus, dass eine gute Entscheidung gut durchdacht ist. Eine vernünftige Entscheidung sozusagen.

Eine, die durch den Verstand zustande gekommen ist. Aber das ist Schnee von gestern.

Heute weiß man durch die Hirnforschung sehr genau, dass Entscheidungen ohne Gefühl gar nicht getroffen werden können.

Experimente mit Menschen, denen der Teil im Gehirn fehlte, der für die Emotionen zuständig ist, haben bewiesen, dass es unmöglich ist, Entscheidungen ohne Gefühl zu treffen. Diese Menschen sind entscheidungsunfähig.

Wir sind dann entscheidungsunfähig,

Gute Entscheidungen entstehen durch die Wahrnehmung unserer Körperempfindungen und Emotionen und der Verknüpfung mit unserem Verstand.

Wie das am besten geht, zeige ich dir gleich.

Dabei ist noch wichtig zu wissen, dass dein emotionale Erfahrungsgedächtnis, also das, was du wahrscheinlich unter Intuition, Bauchgefühl oder „ich weiß es einfach“ verstehst, sehr schnell arbeitet.

Innerhalb von Millisekunden haben wir eine Rückkoppelung, die manchmal auch ziemlich diffus sein kann.

Wir haben dann einfach nur „so ein Gefühl“.

Der Verstand hingegen, der die Fakten bewertet und abgleicht, ist vergleichsweise langsam, dafür aber ziemlich genau.

Das Geheimnis einer guten Entscheidung ist, beide „Systeme“ miteinander zu verknüpfen! 

Den langsam arbeitenden, genauen Verstand und das schnelle, im emotionalen Erfahrungsgedächtnis gespeicherte Gefühl.

Und es ist gut, wenn du um die Stärken und Schwächen der Emotionen und des Verstandes weißt und wann du sie wie einsetzt.

Klingt einfach und logisch oder?

Ist es im Grunde auch.

Es braucht „nur“ Aufmerksamkeit und Training hierfür und ich zeige dir jetzt, wie du das erreichen kannst.

Und wie gelingt es dir, gute Entscheidungen zu treffen?

Viele Menschen haben Schwierigkeiten ihre Emotionen überhaupt wahrzunehmen.

Oder sie drücken diese bewusst oder unbewusst weg.

Häufig äußert sich das dann in so Sätzen wie „Ich bin eher der rationale Typ“ oder „Ich mag dieses emotional Weichgespülte gar nicht“. Kennst du das? 😉

Schritt 1:

Der erste Schritt ist dann, deine Gefühle überhaupt wieder wahrzunehmen. Und zwar in Form von Körpersignalen oder auch somatischen Markern.

Was das ist? Nun, jedes Gefühl findet im Körper Ausdruck.

Es kann sich in Form von einem Kribbeln, Ziehen, Stechen, warmes oder kaltes Gefühl, kühle Stirn, und so weiter äußern.

Wo sich das Ganze im Körper abspielt, ist total unterschiedlich.

Die einen merken es mehr im Bauch, die anderen in der Brust und der nächste im Kopf oder in den Armen und Beinen. Das spielt überhaupt keine Rolle.

Wichtig ist nur: Die Körpersignale hat jeder Mensch!

Die Frage ist nicht, ob sie da sind, sondern ob du sie wahrnimmst.

Was da in hochkomplexen Prozessen in deinem Gehirn abläuft, ist vereinfacht ausgedrückt:

Die unterschiedlichen Szenarien, die sich aufgrund deiner Entscheidung ergeben würden, werden in Form von inneren Bildern miteinander verglichen.

Dies geschieht alles blitzschnell und total unbewusst.

Dies könnte der langsame Verstand überhaupt nicht leisten.

Das Ergebnis wird dann als Botschaft in Form von Körpersignalen oder somatischen Marker an dich geschickt.

Und zwar ganz simpel: In Form von „Go“ oder „Stop“. Also, machen oder lassen.

Der Körper sagt dir also ziemlich genau, ob eine Entscheidung aufgrund der vorliegenden Erfahrungen eher gut oder schlecht für dich ist.

Und genau das ist dann das, was wir so salopp das Bauchgefühl nennen. Ein diffuses „Etwas“, das ziemlich schnell da ist und total unbewusst in uns abläuft.

Trainiere deine Körpersignale und damit dein Bauchgefühl wieder mehr wahrzunehmen. Was will es dir sagen? Sollst du so oder so entscheiden? Übe dich in Eigenwahrnehmung.

Fang ganz einfach an, z.B. wenn du das nächste Mal im Restaurant etwas bestellen möchtest.

Wonach ist dir? Was sagt dir dein Körper? Hast du Hunger? Großen oder kleinen Hunger?

Oder morgens vor dem Schrank: Hast du Lust, dich schick zu machen? Oder lieber die gemütliche Jogger?

Trainiere zunächst damit, ganz einfache Entscheidungen zu treffen. Versuch das nicht gleich mit den ganz großen, lebensverändernden Entscheidungen.

Schritt 2:

Der nächste Schritt ist dann, in einer Art Feedbackschleife das Bauchgefühl mit dem Verstand abzuwägen.

Was sagt denn die Ratio nun dazu? Ist sie einverstanden?

Perfekt, dann ist die Entscheidung ja eindeutig. In diesem Fall stehst du dann zu 100% zu deiner Entscheidung.

Sie fühlt sich einfach gut und richtig an. Und sie gibt dir Sicherheit.

Oder gibt es Zwist zwischen Bauchgefühl und Verstand?

Wenn du jetzt deinen Verstand über deine Emotionen setzt und nach reiner Ratio entscheidest, triffst du eine Entscheidung gegen deinen inneren Kern.

Du orientierst dann am Außen statt an dir selbst.

Auf Dauer führt das zu psychischen Stress und kann auch in einer Depression enden.

Drehe solange Feedbackschleifen, bist du entweder einen guten Kompromiss gefunden hast oder aber dein Bauchgefühl deinen Verstand mitgenommen hat.

Das bedeutet unter Umständen das Ausräumen aller Wenns und Abers.

Frag dich:

  • Was sagt der Verstand? Welche Bedenken/Einwände hat er?
  • Inwiefern ist da was dran? Inwiefern lohnt sich das zu bedenken?
  • Was könnte ein guter Kompromiss sein? Wie kannst du die Bedenken des Verstandes mit einbeziehen und nicht einfach ignorieren?

Manchmal ist das ein mühsamer und langsamer Prozess, der sich aber lohnt.

Denn gegen seinen inneren Kern zu entscheiden, weil wir die Ratio für wichtiger oder besser halten, ist auf Dauer eben eine schlechte Entscheidung.

Musst du auch eine Entscheidung treffen?

Welche Entscheidungen musst du treffen?

Welche Entscheidungen schiebst du vor dir her?

Da du diesen Artikel bis hierher liest, gehe ich mal davon aus, dass dir das Entscheiden nicht leicht fällt.

Vielleicht gibt es etwas, dass du schon lange vor dir herschiebst.

Einen angedachten Berufswechsel? Eine nicht funktionierende Beziehung zu beenden? Eine Aussprache über eine einseitige Freundschaft? Was auch immer es ist, nimm es ernst, denn eine vermeintlich nicht getroffene Entscheidung ist auch eine Entscheidung. Und zwar die denkbar Schlechteste.

  • Welche Entscheidung schiebst du schon lange vor dir her?
  • Woran hältst du fest?
  • In welchen Bereichen bist du ambivalent?

Das Schlimmste, was du machen kannst, ist gar nicht zu entscheiden. Zu verharren und zu hadern.

Jede Entscheidung, die du triffst, ist besser als gar keine Entscheidung zu treffen! Nicht loslassen zu können, ist die Wurzel vieler Probleme.

Ich habe dazu einen sehr emotionalen, persönlichen Post geschrieben, lies mal hier…

Und dann lass die andere Variante los – denn dann hast du beide Hände frei und kannst endlich wieder handeln.

Du glaubst gar nicht, wie viel Energie sich dann freisetzt.

Also, los geht’s. Triff deine Entscheidung und lass es mich hier unten wissen, was du entschieden hast. Ich freue mich drauf.

P.S. Wenn du mehr über das Geheimnis kluger Entscheidungen wissen willst, dann kann ich dir das Buch von Maja Storch empfehlen.

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Kommentare (2)

  • Tino Schrader
    Tino Schrader
    01.07.2017

    Hallo Anja,

    ich finde es großartig, dass du hier Interessierten dein Wissen und deine Erfahrungen zugänglich machst und dafür hast du an dieser Stelle mal ein Feedback verdient! Auch wenn man nicht an einem Punkt ist, sich entscheiden zu müssen oder vor einer großen Veränderung steht, finde ich es wichtig, sich immer wieder mit sich, seinen Gedanken und den eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen. Du gibst mit deinen Themen tolle Impulse und Anregungen dafür. Besonders mutig und bemerkenswert finde ich, dass du so offen über deine persönlichen Erlebnisse und Gefühle schreibst... Mach weiter so!

    Ich wünsche dir ganz viel Erfolg mit deinem Projekt.

    LG Tino

    • Anja Worm
      Anja Worm
      03.07.2017

      Hallo Tino, vielen lieben Dank für deine Worte. Ich habe mich sehr darüber gefreut. Und ja, mach ich :-)

      Ich wünsche dir auch alles Gute! Liebe Grüße Anja


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