Hast du das ungute Gefühl, dass du ein falsches Studium gewählt hast? Und jetzt willst du es aber nicht zugestehen oder die Konsequenzen tragen? Führst du vielleicht einen inneren Dialog mit dir selbst und belügst dich selbst? Oder du redest dir das Studium in aller Öffentlichkeit und vor anderen schön? Dann kennst du wahrscheinlich auch das: Es stellt sich so ein komisches, fades Gefühl ein.
Ein Gefühl der Unehrlichkeit dir selbst gegenüber. Eine innere Stimme, die sich da, vielleicht noch ganz leise, aber doch spürbar, meldet. Ein ungutes Gefühl in der Magengegend.
Es fühlt sich nicht richtig an und dennoch ist es einfacher alles schönzufärben, als die Reißleine zu ziehen. Weil du nicht vor den Eltern oder Freunden blöd dastehen willst.
Ich glaube, dass wir alle diese Form von Unehrlichkeit kennen.
Großer Mist, sehr großer Mist.
Denn du beraubst dich damit deiner eigenen Wahrhaftigkeit und deiner Lebendigkeit.
Auf Dauer führt das dazu, dass du dich selbst verleugnest. Deine Bedürfnisse nicht wahrnimmst. Und ein Leben führst, das gar nicht deins ist.
Wir Menschen sind alle unglaublich gut darin, Schmerzen zu vermeiden. Wir tun fast alles dafür.
Schmerzvermeidung steuert unser Handeln und kommt noch vor dem Lustgewinn.
Das ist genau der Grund, warum tiefe Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit uns selbst gegenüber manchmal so schwierig ist. Immer wenn es unangenehm ist, sehen wir lieber weg oder reden uns Dinge schön. Auch wenn wir eigentlich wissen, dass uns diese Selbstlüge zwar kurzfristig Erleichterung verschafft, langfristig aber noch viel mehr Schmerzen zufügt. Klingt paradox, oder? Ist es auch.
Stell dir vor, du hast dich für BWL eingeschrieben und bist vielleicht schon 3-4 Semester dabei. Eigentlich merkst du ziemlich genau, dass das nicht dein Ding ist. Dass du völlig an deinen Interessen und Wünschen vorbei studierst. Du spürst, dass du eigentlich lieber etwas Kreatives oder Soziales machen möchtest.
ABER: Du hast dich ja entschieden. Du bist ja eigentlich auch gar nicht so schlecht, hast ganz ordentliche Noten. Sophie und Alex, deine besten Freunde, sind im gleichen Semester und du möchtest nicht noch mal allein von vorn anfangen. Außerdem bist du nun schon so weit gekommen und hast nur noch 2 Semester vor dir – die kriegst du sicher auch noch rum.
Und überhaupt: Du bekommst mit BWL später ja irgendwie immer was. Und irgendwie ist es ja auch eine „sichere Bank“.
Merkst du, wie du dir die Dinge schön redest? Merkst du, wie du dich selbst belügst?
Horch mal in dich rein? Wie oft hast du schon eine Entscheidung getroffen, die du – bei genauerem Hinsehen – eigentlich schon längst hättest über Bord werfen sollen?
Und das Verrückte ist: Du hältst dann an der Entscheidung fest und suchst fieberhaft nach Gründen und Beweisen, warum es „eigentlich“ doch eine gute Entscheidung war.
Das vereint uns alle: Wir Menschen versuchen immer unsere Entscheidungen im Nachhinein vor uns selbst zu rechtfertigen.
Das ist übrigens eines der Gründe, warum die meisten Hochglanz Broschüren erst nach dem Kauf des neuen Autos besorgt werden: wir wollen den Kauf vor uns selbst rechtfertigen.
Fragen helfen dir, deinen Kompass neu einzustellen:
Angenommen du quälst dich bereits jetzt mit deinem Studiengang. Dann ist jetzt die Zeit gekommen, dir ein paar wirklich wichtige Fragen zu stellen:
Nimm deine inneren Stimmen wahr. Sie sagen dir sehr genau, dass etwas nicht stimmt.
Spüre in dich rein: Was sagt dir dein Gefühl? Welche inneren Bilder siehst du? Wenn du genau reinfühlst, hinhörst oder hinsiehst kannst du herausfinden, was es ist. Was du nicht mehr willst. Welchen Schmerz du nicht mehr fühlen willst. Und dann frage dich: Was willst du stattdessen? Was willst du wirklich? Was ist deine tiefste Sehnsucht?
Und dann wähle neu. Es ist nie zu spät, noch mal durchzustarten.
Sei mutig und mach dein Ding!
Anja
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