Jetzt machen wir weiter mit der lieben Eva Helmeth. Eva hat das Naturkosmetik-Unternehmen Mon Courage aufgebaut und vertreibt dort zum Beispiel den Mond Courage-Stick, mit dem sich alle anderen Hautpflegeprodukte erübrigen. Es ist quasi das Schweizer Taschenmesser für Kosmetik. Ich habe Eva im Juni bei einem Workshop auf dem Event des Citizen Circles kennengelernt, und zwar zum Thema Produkt-Treppe. Das hat mich sehr begeistert und deshalb habe ich Eva gefragt, ob sie nicht auch etwas zum heutigen Thema beitragen möchte. Und ich freue mich, dass Eva mit am Start ist.
Wer bist du? Was machst du beruflich und wie lange bist du schon selbstständig bzw. unternehmerisch tätig?
Ich bin Eva, Gründerin von Mon Courage, einem Naturkosmetik-Startup aus Freiburg. Mit Mon Courage verbinde ich zwei meiner Leidenschaften. Das Eine sind die Heilpflanzen und ätherischen Öle und das Andere ist das Reisen. Denn genau für Reisende habe ich ein Hautpflege-Produkt entwickelt, den Mon Courage-Stick, den du für alles verwenden kannst, wenn du unterwegs bist und nicht viel mitnehmen willst. Ich habe Mon Courage im Sommer 2020 gegründet, als ich mit meiner Ausbildung zur Heilpflanzen-Expertin fertig war. Und ein gutes halbes Jahr später habe ich mich dann entschieden, meinen Job, den ich bis dahin immer noch hatte, zu kündigen und ins kalte Wasser zu springen. Seit Ostern 2021 bin ich 100 % für Mon Courage tätig.
Und warum bist du selbstständig? Was motiviert dich? Warum ist das für dich toll?
Ich wollte eigentlich immer schon selbstständig sein. Mir fehlten aber die konkreten Ideen. Als Angestellte hatte ich oft das Gefühl, dass ich mein Potenzial nicht richtig entfalten konnte. Ich dachte oft, da steckt noch so viel mehr in mir, was ich in meinem Angestellten-Job gar nicht wirklich anwenden und nicht ausleben konnte. Es war sogar so, dass auch gar nicht wirklich gefragt wurde, was für Interessen und Fähigkeiten in mir stecken. Als ich dann die Ausbildung zur Heilpflanzen-Expertin gemacht habe, da wusste ich schon mal die grobe Richtung meines Unternehmens. Dann fing ich an, meine Kosmetik selbst herzustellen. So wurde die Selbstständigkeit immer konkreter. Was mir dann aber wirklich geholfen hat, war ein Coaching, um die Geschäftsidee zu finden, die wirklich zu mir passt. Ich beschäftige mich jetzt mit Reise-Kosmetik, also mit zwei Leidenschaften, die ich hier zusammen bringe. Und das erfüllt mich sehr. Genauso wie die Selbstständigkeit. Du hast ständig mit irgendetwas Neuem zu tun, wirst stets gefordert und entdeckst dann eben ganz viele Potenziale in dir. Das ist grandios.
Auf einer Skala von 0 bis 10: Wie sicher fühlt sich die Selbstständigkeit, dein Unternehmertum an und warum?
Als ich mich entschieden hatte, meinen sehr sicheren Job zu verlassen, war ich in Teilzeit angestellt. Das heißt, ich hätte eigentlich auch ganz gut noch für eine längere Zeit nebenberuflich gründen und mein Unternehmen aufbauen können. Aber ich fühlte mich wie in einem goldenen Käfig. Natürlich hatte ich auch Angst davor, diese Entscheidung zu treffen. Aber ich habe mir letztlich gesagt: Was kann schlimmstenfalls passieren, wenn Mon Courage nicht erfolgreich wird, ich davon nicht leben kann? Dann gibt es immer einen anderen Weg, einen anderen Job, den man machen kann, oder andere kreative Wege, um Geld zu verdienen. Das versuche ich mir immer wieder zu sagen. Denn es kommen natürlich auch unsichere Momente. Ich glaube aber, das ist ganz normal als Gründerin. Da fragt man sich: Ist man wirklich auf dem richtigen Weg? Wird man jemals erfolgreich sein, jemals davon leben können? Wenn ich von einer Skala von 0 bis 10 sagen sollte, wie sicher ich mich fühle, dann muss ich sagen, dass das sehr tagesformabhängig ist. Mal fühle ich mich sehr sicher, bin bei einer Zehn und am nächsten Morgen bin ich wieder bei eins. Es ist eine reine Berg- und Talfahrt.
Was würdest du Menschen raten, die gern gründen möchten, sich aber nicht trauen, weil sie ein hohes Sicherheitsbedürfnis haben?
Wenn du den Wunsch verspürst, dass du eigentlich auch gerne deinen sicheren Job verlassen möchtest oder eben etwas Eigenes machen möchtest, dann kann ich dir zwei Dinge raten. (Man muss ja auch nicht immer gleich kündigen, so wie ich das gemacht habe.) Das Eine ist: Du solltest etwas finden, was wirklich zu dir passt, weil das genau das ist, was dich durch unsichere Zeiten trägt. Wenn du etwas mit Leidenschaft und Freude machst, ist das das, was dich motiviert. Das Andere ist: Wenn du ein großes Sicherheitsbedürfnis hast, kannst du bei deinem Job erstmal reduzieren und deine Idee auf dem Markt antesten, gucken, wie sie ankommt und dann ins kalte Wasser springen. Und wenn deine Idee läuft, kannst du sie ganz und gar verwirklichen. Hast du Angst, die Entscheidung zu treffen, ob du gründen sollst oder nicht, kann ich dir raten, dass du dir genau überlegst: Was wäre dein Worst Case-Szenario? Und dir dafür eine mögliche Lösung überlegen. In meinem Fall war das Worst Case Szenario, dass ich die Hypothek von der Wohnung nicht mehr zahlen kann. Meine Lösung dafür ist, dass wir Zimmer frei machen, die wir vermieten und so eine Einnahmequelle haben. Das gibt mir die nötige Sicherheit, die ich brauche, um durch schwierige Zeiten zu kommen.
Wow, vielen Dank, liebe Eva, das war inspirierend, ganz besonders zu hören, was für eine Strategie du da gefahren bist. Für deinen Traum, für das, was du wirklich machen möchtest. Man hört es in jedem Satz, dass du für die Sache, die du tust, brennst und dafür auch wirklich den vollen Fokus gewählt hast. Alle Achtung! Dem gebührt mein voller Respekt. Herzlichen Dank dafür.
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