Viele Menschen haben Schwierigkeiten ihre Emotionen überhaupt wahrzunehmen.
Oder sie drücken diese bewusst oder unbewusst weg.
Häufig äußert sich das dann in so Sätzen wie „Ich bin eher der rationale Typ“ oder „Ich mag dieses emotional Weichgespülte gar nicht“. Kennst du das? 😉
Schritt 1:
Der erste Schritt ist dann, deine Gefühle überhaupt wieder wahrzunehmen. Und zwar in Form von Körpersignalen oder auch somatischen Markern.
Was das ist? Nun, jedes Gefühl findet im Körper Ausdruck.
Es kann sich in Form von einem Kribbeln, Ziehen, Stechen, warmes oder kaltes Gefühl, kühle Stirn, und so weiter äußern.
Wo sich das Ganze im Körper abspielt, ist total unterschiedlich.
Die einen merken es mehr im Bauch, die anderen in der Brust und der nächste im Kopf oder in den Armen und Beinen. Das spielt überhaupt keine Rolle.
Wichtig ist nur: Die Körpersignale hat jeder Mensch!
Die Frage ist nicht, ob sie da sind, sondern ob du sie wahrnimmst.
Was da in hochkomplexen Prozessen in deinem Gehirn abläuft, ist vereinfacht ausgedrückt:
Die unterschiedlichen Szenarien, die sich aufgrund deiner Entscheidung ergeben würden, werden in Form von inneren Bildern miteinander verglichen.
Dies geschieht alles blitzschnell und total unbewusst.
Dies könnte der langsame Verstand überhaupt nicht leisten.
Das Ergebnis wird dann als Botschaft in Form von Körpersignalen oder somatischen Marker an dich geschickt.
Und zwar ganz simpel: In Form von „Go“ oder „Stop“. Also, machen oder lassen.
Der Körper sagt dir also ziemlich genau, ob eine Entscheidung aufgrund der vorliegenden Erfahrungen eher gut oder schlecht für dich ist.
Und genau das ist dann das, was wir so salopp das Bauchgefühl nennen. Ein diffuses „Etwas“, das ziemlich schnell da ist und total unbewusst in uns abläuft.
Trainiere deine Körpersignale und damit dein Bauchgefühl wieder mehr wahrzunehmen. Was will es dir sagen? Sollst du so oder so entscheiden? Übe dich in Eigenwahrnehmung.
Fang ganz einfach an, z.B. wenn du das nächste Mal im Restaurant etwas bestellen möchtest.
Wonach ist dir? Was sagt dir dein Körper? Hast du Hunger? Großen oder kleinen Hunger?
Oder morgens vor dem Schrank: Hast du Lust, dich schick zu machen? Oder lieber die gemütliche Jogger?
Trainiere zunächst damit, ganz einfache Entscheidungen zu treffen. Versuch das nicht gleich mit den ganz großen, lebensverändernden Entscheidungen.
Schritt 2:
Der nächste Schritt ist dann, in einer Art Feedbackschleife das Bauchgefühl mit dem Verstand abzuwägen.
Was sagt denn die Ratio nun dazu? Ist sie einverstanden?
Perfekt, dann ist die Entscheidung ja eindeutig. In diesem Fall stehst du dann zu 100% zu deiner Entscheidung.
Sie fühlt sich einfach gut und richtig an. Und sie gibt dir Sicherheit.
Oder gibt es Zwist zwischen Bauchgefühl und Verstand?
Wenn du jetzt deinen Verstand über deine Emotionen setzt und nach reiner Ratio entscheidest, triffst du eine Entscheidung gegen deinen inneren Kern.
Du orientierst dann am Außen statt an dir selbst.
Auf Dauer führt das zu psychischen Stress und kann auch in einer Depression enden.
Drehe solange Feedbackschleifen, bist du entweder einen guten Kompromiss gefunden hast oder aber dein Bauchgefühl deinen Verstand mitgenommen hat.
Das bedeutet unter Umständen das Ausräumen aller Wenns und Abers.
Frag dich:
- Was sagt der Verstand? Welche Bedenken/Einwände hat er?
- Inwiefern ist da was dran? Inwiefern lohnt sich das zu bedenken?
- Was könnte ein guter Kompromiss sein? Wie kannst du die Bedenken des Verstandes mit einbeziehen und nicht einfach ignorieren?
Manchmal ist das ein mühsamer und langsamer Prozess, der sich aber lohnt.
Denn gegen seinen inneren Kern zu entscheiden, weil wir die Ratio für wichtiger oder besser halten, ist auf Dauer eben eine schlechte Entscheidung.
Musst du auch eine Entscheidung treffen?
Kommentare (2)
Tino Schrader
01.07.2017Hallo Anja,
ich finde es großartig, dass du hier Interessierten dein Wissen und deine Erfahrungen zugänglich machst und dafür hast du an dieser Stelle mal ein Feedback verdient! Auch wenn man nicht an einem Punkt ist, sich entscheiden zu müssen oder vor einer großen Veränderung steht, finde ich es wichtig, sich immer wieder mit sich, seinen Gedanken und den eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen. Du gibst mit deinen Themen tolle Impulse und Anregungen dafür. Besonders mutig und bemerkenswert finde ich, dass du so offen über deine persönlichen Erlebnisse und Gefühle schreibst... Mach weiter so!
Ich wünsche dir ganz viel Erfolg mit deinem Projekt.
LG Tino
Anja Worm
03.07.2017Hallo Tino, vielen lieben Dank für deine Worte. Ich habe mich sehr darüber gefreut. Und ja, mach ich :-)
Ich wünsche dir auch alles Gute! Liebe Grüße Anja